Feministischer Kampftag
Eine Frau, die diesen Widerstand schon im 19. Jahrhundert verkörperte, war Hedwig Dohm – eine Pionierin des deutschen Feminismus. Zu ihren Ehren haben wir ein visuelles Statement gestaltet, das ihr Vermächtnis würdigt.
Hedwig Dohm war ihrer Zeit weit voraus. Bereits in den 1870er-Jahren forderte sie in ihren Schriften die volle rechtliche, soziale und ökonomische Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Sie kämpfte für gleiche Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für Mädchen und erkannte, dass wirtschaftliche Unabhängigkeit für Frauen der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist. Ehe sollte eine freiwillige und gleichberechtigte Entscheidung sein – nicht die einzige Option für ein gesichertes Leben. Auch das Stimmrecht für Frauen forderte sie schon 1873, als eine der ersten in Deutschland.
Doch Dohm war nicht nur mutig, sondern auch scharfzüngig. Mit ihrem brillanten Humor und messerscharfen Analysen nahm sie misogynen Denkern wie Friedrich Nietzsche und Paul Möbius den Wind aus den Segeln. Sie weigerte sich, die damals gängige Vorstellung hinzunehmen, dass Frauen ›von Natur aus‹ emotional und Männer rational seien – eine Behauptung, die bis heute in patriarchalen Strukturen weiterlebt.
Aber sie ging noch weiter: Sie setzte sich für das Recht auf Abtreibung ein, kritisierte das antiquierte Eherecht und prangerte die Doppelmoral einer Gesellschaft an, die Frauen sexualisierte, ihnen aber gleichzeitig jede sexuelle Selbstbestimmung absprach. Besonders am Herzen lag ihr die sexuelle Aufklärung von Frauen, denn sie erkannte, dass Unwissenheit ein Mittel zur Kontrolle und Unterdrückung war.
Viele ihrer Zeitgenossinnen hielten sie für zu radikal, selbst in der Frauenbewegung. Doch Dohm wusste: Es reicht nicht, an den Symptomen herumzudoktern – das gesamte System muss hinterfragt werden. Erst später fand sie Mitstreiterinnen wie Minna Cauer und Anita Augspurg, mit denen sie für Bildungsreformen, politische Teilhabe und das Selbstbestimmungsrecht der Frauen kämpfte.
Warum ist ihr Vermächtnis heute noch wichtig? Weil viele ihrer Kämpfe bis heute nicht gewonnen sind. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper, die Kritik an überholten Rollenbildern – all das sind Forderungen, die nichts an Relevanz verloren haben. Im Gegenteil: In Zeiten, in denen antifeministische und reaktionäre Kräfte wieder erstarken, brauchen wir Dohms Mut, Scharfsinn und Entschlossenheit mehr denn je.
Kleiner Service-Tipp dazu der Podcast ›Lost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen‹
In diesem Sinne: Lasst uns laut sein. Lasst uns kämpfen. Lasst uns feministische Geschichte weiter schreiben!
Dafür haben wir zwei Plakate gestaltet, die ihr euch hier herunterladen könnt:
Für Solidarität. Für Freiheit. Für Gleichberechtigung. Für alle Feminist:innen da draußen.
Gemeinsam und entschlossen gegen das Patriarchat, Sexismus, rechte Strukturen, Queerfeindlichkeit, Gewalt an FLINTA*-Personen und kapitalistische Ausbeutung.
